die AMEIZON-IDEE

Die Idee kam mir auf dem Jakobsweg. 750 km von Pamplona bis Santiago de Compostela im Pilgerschritt. Eine Pilgerin von vielen. 33 Tage im Wechselbad. Tagsüber die einsame Weite von großartigen Landschaften erleben -  und die Nächte in dichtgedrängten Pilgerunterkünften verbringen.

Auf den ersten 200 km zwischen Pamplona und Burgos sind mir die unzähligen Ameisenstraßen aufgefallen, die über die Pilgerwege zogen. Teilweise alle paar Meter gab es sie. Die meisten Ameisenstraßen waren intakt. Die vielen hundert Pilger haben bewusst oder unbewusst darauf geachtet, sie nicht zu zertreten. Nur einige wenige hat es erwischt. Genau auf die schienen es alle Pilger abgesehen zu haben und sie waren komplett zerstört.
Wie kommt es, dass so viele Pilgerfüße gerade diese wenigen Ameisenstraßen im Visier hatten. Kann das Zufall sein?
Und natürlich lag der Gedanke nahe, ob so ein langer Pilgerweg wie der in Spanien – aber auch der nach Mekka, nach Rom, der Shikoku in Japan – im Grunde nichts anderes ist, als eine gigantische Ameisenstraße. Alle tuen dasselbe, im Gleichschritt. Schlafen gemeinsam in den Unterkünften ein und stehen am nächsten Morgen fast zeitgleich auf, um einfach weiterzugehen. Ich, eine Ameise von vielen?
Am Ende des Weges fühlte ich mich so gut wie selten in meinem Leben. Vollkommen leer und frei. Und trotzdem "nur" eine Ameise? Von vielen? Das machte mich neugierig.
Was ist das mit diesen Ameisen-Schwärmen? Welche Rolle spielt die oder der Einzelne? Wie entwickeln sie ihre Kraft und wann werden sie übermächtig? Und warum greifen Internetgiganten wie Amazon auf eine vermeintliche Ameisenweisheit, dem Ameisenalgorithmus, zurück?
Also startete ich „das Projekt AMEIZON“. Wenn ich etwas über die Macht und  die Ohnmacht von Ameisenschwärmen wissen will, dann muss ich sie beobachten.


Anfang September sind sie gekommen. Mit der Post.
Eine Königin und 11 Arbeiterinnen.


Ich hoffe auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit.